Lepra

Lepra - eine vergessene Krankheit

Lepra trifft vor allem Menschen, die in großer Armut und unter schlechten Bedingungen leben und tritt vor allem in Ländern des Globalen Südens auf. Betroffene werden von der Gesellschaft ausgegrenzt und leiden häufig lebenslang an durch Lepra verursachten Behinderungen. Und dies, obwohl Lepra heilbar ist! Darum nennen wir sie die Ärmsten der Armen.

Lepra-Bazillus

Lepra, auch als Hansen-Krankheit bekannt, gehört zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten. Schlechte hygienische Verhältnisse, verschmutztes Wasser, beengter Wohnraum und schlechte Ernährung begünstigen eine Ansteckung. Jedes Jahr erkranken laut  WHO-Statistik immer noch rund 200.000 Menschen neu an dieser «biblischen Krankheit». 2022 waren es 174’087 registrierte Fälle. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher.

Weltweit leben schätzungsweise vier bis sechs Millionen Menschen mit den Folgen der Krankheit, die von körperlichen Behinderungen bis hin zu psychischen Problemen, Armut und Diskriminierung reichen.

Wird die Krankheit nicht im Frühstadium erkannt, so zerstört das Leprabakterium die peripheren Nerven vor allem in Händen und Füssen. Weil dadurch das Schmerzempfinden verloren geht, erkennen und pflegen die betroffenen Personen Verletzungen an Händen und Füssen nicht. Aus zunächst harmlosen Wunden entstehen entzündete und eiternde Geschwüre, die sich oftmals bis zur Knochenbeteiligung verschlimmern. Dies beeinträchtigt den gesamten Menschen und kann zum Verlust von Gliedmaßen führen. Wenn als Folge der zerstörten Nerven der Augenlidschluss vermindert ist oder gar ausfällt kann dies zur Erblindung führen.

Heute wird darum alles daran gesetzt, Leprabetroffene im Frühstadium zu finden und zu behandeln. Mit einer medikamentösen Kombinationstherapie kann Lepra bei günstigen Bedingungen innerhalb von 6 Monaten folgenlos geheilt werden. Diesen Betroffenen sieht man nach der Heilung ihre alte Krankheit nicht mehr an und sie müssen nicht unter den vielfältigen Diskriminierungen leiden, denen sonst ehemalige Leprakranke ausgesetzt sind.

Lepra im Kurzvideo erklärt:

Zahlen & Fakten

  • Jede Stunde erkranken weltweit 30 Menschen an Lepra.
  • Alle 20 Minuten wird ein Kind mit Lepra diagnostiziert.
  • Die Zahl der Neuerkrankungen ist vermutlich noch höher (hohe Dunkelziffer), da sich die Betroffenen aus Scham nicht diagnostizieren lassen wollen.
  • Wer sich heute ansteckt, merkt es durchschnittlich erst in 3-5 Jahren. Vielleicht aber auch erst in 10 oder 20 Jahren.
  • Lepra ist eine der ältesten Krankheit der Menschheit.
  • Betroffen sind vorwiegend Menschen in Armut.
  • Je schlechter die Ernährung & Hygiene, desto grösser die Infektionsgefahr.
  • Seit 1981 sind über 15 Millionen Menschen von Lepra geheilt worden.
  • Soziale Folgen: Ausgrenzung, Stigmatisierung, Armut.
  • Millionen von Menschen leiden immer noch an den Folgen von Lepra, sei es als Direktbetroffene oder Angehörige.

Lesen Sie Antworten auf die häufigsten Fragen:

Lepra ist eine Infektionskrankheit. Der Erreger befällt die Haut und das Nervensystem und zerstört es. Das Lepra-Bakterium (Mycobacterium leprae) wurde schon 1873 vom norwegischen Arzt Gerhard Armauer Hansen entdeckt. Es gelang bis heute nicht den Erreger auf Kulturböden zu züchten und einen langwirksamen Impfschutz gegen Lepra zu entwickeln. Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt fünf Jahre, kann aber auch bis zu 20 Jahre dauern. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Lepra zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten.

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, ähnlich wie bei einer Grippe. Voraussetzung ist ein enger und langandauernder Kontakt zu einer infizierten Person. Eine Berührung alleine genügt nicht.

Armutsbedingte Umstände, wie enges Zusammenwohnen, mangelnde Hygiene, schlechte Ernährung und ein reduziertes Immunsystem begünstigen die Übertragung.

Lepra  ist immer noch mit Ausgrenzung, Diskriminierung und Hoffnungslosigkeit verbunden. Weltweit gibt es über 90 Gesetze, die Menschen mit Lepra oder einer Behinderung diskriminieren. In manchen Ländern wird eine Lepraerkrankung als Fluch der Götter betrachtet, als Schande oder Strafe. Die Angst selbst an Lepra zu erkranken ist in der Gesellschaft, der von Lepra betroffenen Ländern weit verbreitet. Da die medizinische Versorgung, die Infrastruktur und der öffentliche Nahverkehr schlecht sind, haben viele Betroffene kaum die Möglichkeit sich in einem auf Lepra spezialisierten Krankenhaus oder Gesundheitszentrum vorzustellen oder es fehlt an geschultem Fachpersonal. Dabei ist die rechtzeitige Behandlung wichtig, um die Übertragung von Lepra zu stoppen und Behinderungen auf Grund von Lepra zu vermeiden. Aufklärungsarbeit, aktive Fallsuche in entlegenen Regionen und die Ausbildung von Gesundheitspersonal sind deshalb zentral.

Ja, seit 1982 ist Lepra mit einfachen Medikamenten heilbar, einer Kombination aus drei Antibiotika (Rifampicin, Dapson und Clofazimin). Die Behandlung ist hochwirksam und tötet das Leprabakterium (M. leprae) ab. 72 Stunden nach der Einnahme der Antibiotika sind Patienten nicht mehr ansteckend.

Leichte Fälle von Lepra können innerhalb von sechs Monaten,  schwere Fälle innerhalb zwei Jahren geheilt werden. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser für die Betroffenen. Man sieht ihnen nach der Heilung Lepra nicht mehr an und sie leiden weniger unter dem Stigma.

Seit 1982 sind über 15 Millionen Menschen von Lepra geheilt worden!

Lepra ist eine schwer übertragbare Krankheit. Nur bei einem längeren direkten Kontakt mit einer erkrankten Person kann man sich anstecken. Und mehr als 95% der Menschen besitzen eine natürliche Resistenz. Kann ich mich anstecken? Nein. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass man sich zum Beispiel während einer Ferienreise mit der Krankheit ansteckt. Auch ein Besuch bei Patienten in einem Lepra-Spital führt zu keiner Ansteckung. Bereits nach 72 Stunden der Einnahme der Antibiotikatherapie ist ein Leprapatient nicht mehr ansteckend.

Weitere Fragen und Antworten

Schlechte Hygienebedingungen, beengte Wohnverhältnisse, unsauberes Trinkwasser, andauernder Stress. All dies schwächt das Immunsystem und begünstigt die Ansteckung mit Lepra. Darum ist Lepra eine Armutskrankheit, die vorallem in Ländern des Globalen Südens auftritt. Im Mittelalter war Lepra auch in Europa ein grosses Problem. Mit der Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen verschwand diese Armutskrankheit.

  • Hautflecken, die eine andere Farbe als der Rest der Haut haben. Beispielsweise sind bei dunkler Haut die Flecken heller, bei hellhäutigen Menschen sind sie rötlich.  Und die Haut darunter ist gefühllos.
  • Gefühlsverlust oder Taubheit von Händen und Füssen.
  • Muskelschwäche oder -lähmung: Betoffenen fällt es schwer, Dinge in den Händen zu halten. Fallfuss – Sie können ihren Fuss nicht mehr anheben, dass die Zehen nach oben zeigen. Die Augen lassen sich nicht mehr schliessen.

Lepra weist eine ganze Bandbreite von Krankheitsmerkmalen aus je nach dem wie das Immunsystem der Betroffenen auf das Leprabakterium reagiert.

  • Frühstadium: Die Krankheit beginnt mit sichtbaren Hautflecken.  Das führt oft zu Verwechslungen mit anderen Hautkrankheiten.
  • Im Krankheitsverlauf bilden sich Beulen und Knoten auf der Haut (mulitbazillären Lepra).
  • Die Haut under den Flecken ist gefühllos, weil das Leprabakterium die Nerven befällt.  Leprakranke verlieren das Gefühl in ihren Händen, Armen, Beinen, Füssen und bestimmter Augennerven.
  • Folgen: Der Ausfall von Augennerven kann zu Blindheit führen. Verletzungen und Verbrennungen werden wegen des mangelnden Schmerzentfindens zu wenig beachtet. Unbehandelt können sich die Wunden entzünden, es kann zu chronischen Geschwüren, Behinderungen und zum Verlust der Gliedmassen kommen, die eine Berufstätigkeit nicht mehr zulassen.

Vereinfacht gesagt gibt es zwei Formen der Lepra:

  • Bei der paucibazillären Form ist die Anzahl Bakterien im Körper relativ gering (weniger als eine Million).
  • Bei der multibazillären Lepra ist die Immunreaktion auf das Leprabakterium so schwach, dass es sich ungehindert vermehren kann. Die Betroffenen sind jedoch deswegen nicht unbedingt anfälliger auf andere Krankheiten. Diese Form der Lepra ist schwerwiegender und die Leprapatienten sind schon ansteckend, bevor sie die Krankheit an sich selbst bemerken. Charakteristisch sind die hellroten bis braunen Leprome, die das Gesicht und andere Körperteile zersetzen. Im Gesicht verschmelzen diese zu einem „Löwengesicht“, welches auch durch eine eingefallene Nase gekennzeichnet wird. Der Erreger befällt Knochen, Muskeln und Sehnen. Sichtbare Zeichen davon sind u.a. die Klauenhand und der Fallfuss.

Die Übertragung ist noch nicht vollständig geklärt. Die Erforschung läuft. Die WHO hat Lepra als Tröpfcheninfektion definiert. Ähnlich wie bei einer Grippe wird die Infektion aus der Mund- und Nasenschleimhaut übertragen. Doch der Kontakt zu einer kranken Person muss eng und längerfristig sein – eine Berührung alleine genügt nicht.

Armutsbedingte Umstände, wie enges Zusammenwohnen, mangelnde Hygiene und schlechte Ernährung erleichtern die Übertragung.

Derzeit gibt es keinen Lepra-Impfstoff, der einen vollständigen Schutz bietet. Aktuell wird in den USA dazu geforscht. Die Lepra-Mission wird sich an klinischen Versuchen beteiligen, um seine Wirksamkeit zu testen.

Vorbeugende Massnahmen: Prophylaxe und Kontaktverfolgung

Besonders gefährdete Menschen erhalten eine Einzeldosis Antibiotika zur Vorbeugung. Das können Personen im gleichen Haushalt, Nachbarn, Freunde oder Einzelpersonen sein. Sie zeigen noch keine Symptome, könnten aber irgendwann doch welche entwickeln. Erste Resultate zeigen: 57 Prozent der Neuansteckungen lassen sich so verhindern. Ein wirksames Contact-Tracing kombiniert mit der Prophylaxe soll die jährlichen Fallzahlen von bis zu 200’000 Erkrankten weiter senken. Dieses Vorgehen ist nun Teil der Strategie der Weltgesundheitsorganisation WHO und ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Lepra.

Seit 2017 empfiehlt die WHO diese sogenannte Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) unter Berücksichtigung festgelegter Kriterien. Aktuell laufen weitere Feldstudien mit Kombinationen von weiteren Antibiotika, um eine Ansteckung weiter zu reduzieren.

Die Lepra-Mission ist Teil der internationalen Lepra-Forschungs-Initiative (Leprosyresearch.org). Gemeinsam mit anderen Organisationen wird die Lepra-Forschung gebündelt und prioritisiert, Ergebnisse ausgetauscht. Mehr zu unserer Forschung (in Englisch) »

Lepra führt nicht zum Abfallen von Körperteilen, auch wenn einigen Leprakranken Finger, Zehen oder Gliedmassen fehlen. Der Verlust von Körperteilen ist auf eine Infektion bei Verletzungen zurückzuführen, die durch mangelndes Gefühl in Händen und Füssen verursacht werden. Die Betroffenen erkennen oft nicht, wie schlimm eine Verletzung ist, weil sie keinen Schmerz empfinden. Daraus entstehen  Entzüdungen. Manchmal müssen Gliedmassen, Finger oder Zehen amputiert werden, um eine ernsthafte Infektion zu verhindern. Die geschädigten Nerven an den Händen oder Füssen, führen zu einer verminderten Nutzung der Muskeln und auch zu einer Verkürzung der Finger (Klauenhand) und Zehen.

Bei sozialen Folgen: Sobald sichtbare Anzeichen der Krankheit auftauchen, laufen diese Menschen Gefahr, von ihrer Umgebung zurückgewiesen zu werden – sogar von der eigenen Familie. Was dann folgt, ist meist der Verlust der Arbeit und ihrer Würde. Darum brauchen Betroffene eine ganzheitliche Unterstützung. Die Integration zurück in ihre Familie und in die Gesellschaft sind zentral. Um dieses Ziel zu erreichen, hilft die Lepra-Mission durch Aufklärung, Fürsprache und Prävention. Damit Betroffene wieder arbeiten können, vermitteln wir Mikrokredite, Berufsausbildungen, organisieren Selbsthilfegruppen und Kooperativen.

Bei körperlichen Folgen wie Behinderungen:  Wir setzen auf medizinische Rehabilitation wie Operationen von leprageschädigten Körperteile, Physio- und Ergotherapie, orthopädische Schuhe, Prothesen und Anleitung in der Selbstpflege. Geschädigte Nerven können allerdings nicht mehr behoben werden.

Der Schlüssel zum Sieg über Lepra liegt darin, alle Leprafälle zu finden, zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Antibiotikatherapie gegen Lepra ist kostenlos und wirksam. Jeder, der Symptome von Lepra hat, sollte mit einer medizinischen Fachperson sprechen und sich behandeln lassen. Eine frühzeitige Behandlung verhindert die Entwicklung von leprabedingten Behinderungen und stoppt die Ausbreitung. Nach 72 Stunden Behandlung mit der Antibiotikatherapie (MDT) sind Patienten nicht mehr infektiös.

Wir glauben, dass wir die Übertragung von Lepra bis 2035 beenden können, wenn wir alle Leprafälle finden und behandeln.

Schätzungsweise zwei bis vier Millionen Menschen leben mit leprabedingten Behinderungen. Jedes Jahr erkranken rund 200’000 Menschen neu an Lepra. Das sind 30 Menschen jede Stunde! Alle 20 Minuten wird ein Kind mit Lepra diagnostiziert.

Die Lepra-Mission unterstützt Projekte in 31 Ländern und erreicht rund 450 Millionen Menschen in Armut.

Vor allem in den armen Ländern des Südens ist die Krankheit immer noch ein grosses Problem. Am schlimmsten betroffen ist Indien mit über 50% aller Leprakranken. Klicken Sie hier, um eine Karte mit der weltweiten Ausbreitung der Lepra zu sehen.

In der Schweiz verschwand Lepra im 18. Jahrhundert, trat aber im frühen 20. Jahrhundert nochmals kurz im Wallis auf.

Der letzte registrierte Schweizer Leprakranke vor hundert Jahren im Wallis. Einzelne Fälle werden in Europe durch die Zuwanderung entdeckt, aber bisher gab es kaum Fälle in der Schweiz.

Lepra ist eine der ältesten bekannten Krankheiten und wird schon in den frühesten Schriften erwähnt – zum Beispiel in der Bibel, im alten und neuen Testament.   600 Jahre vor Christus wird sie unter dem Namen «Kushta» in einer indischen medizinischen Abhandlung beschrieben.

Nein. Wir helfen ungeachtet der religiösen und politischen Überzeugung, der sozialen Stellung oder ethnischen Zugehörigkeit der Betroffenen. Lepra macht keinen Unterschied, welcher Religion die Betroffenen angehören, darum tun wir das auch nicht. 

Wir arbeiten mit Menschen und Organisationen aller Religionen zusammen.

In unseren Projektländern gehören Kirchen, Moscheen sowie andere religiöse und nichtreligiöse Organisationen zu unseren lokalen Partnern.

Viele Menschen, die von Lepra wissen, kennen biblischen Geschichten, die sich auf Lepra (Aussatz) beziehen. Diese Geschichten stehen im Alten Testament und in den Evangelien – wo Jesus mehrere Aussätzige angetroffen und geheilt hat.

Lepra wurde bei Tieren an verschiedenen Orten der Welt festgestellt. Auf dem amerikanischen Kontinent wurde Lepra bei neun Bändergürteltieren gefunden und durch infizierte Gürteltiere auf den Menschen übertragen. Aus dem Vereinigten Königreich ist bekannt, dass die Population der roten Eichhörnchen an Lepra erkrankte, aber es gab keinen Fall einer Übertragung vom Eichhörnchen auf den Menschen. Schließlich veröffentlichten Forscher Ende 2021 Hinweise auf Lepra bei wild lebenden Schimpansen in Guinea-Bissau und der Elfenbeinküste.